13. Veränderungen im Zeitalter der Industrialisierung
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Text 1: „Die Stadt hat ein ganz anderes Aussehen als sonst: Die größte Veränderung hat die jüngste Zeit gebracht, die das bleibende Alte verschmäht und das schaffende Neue liebt. Es wurde verstümmelt die Burg, es sind gefallen die Thürme und Thore und alles, was die Stadt verdunkelte und die Freiheit des Verkehrs beschränkte, – lauter ragende und stattliche Gebäude, die ein ehrgebietendes, imposantes Ansehen verliehen haben. Die Gerbereien wurden verlegt, die Weiher verdrängt, die Stadt merklich vergrößert und ein neuer, schöner Marktplatz angelegt, der ihr Mittelpunkt zu werden verdient. Eine Landstraße setzte erst Saarburg in gerade Verbindung mit Trier, sie hatte die Post im Gefolge und einen stets lebhafteren Verkehr, und wenn früher nur einmal in der Woche der Fußbote zur Hauptstadt wanderte, bot sich später täglich und wie oft dazu die Gelegenheit dar.“ Dr. Johann Jakob Hewer, Geschichte der Burg und Stadt Saarburg, Trier 1862, S. 25 Text 2: „Am 26. Mai 1860 wurde die Teilstrecke Trier-Merzig der Saarbrücken-Trierer Bahn, von der die Teilstrecke Merzig-Saarbrücken schon früher in Betrieb gesetzt worden war (1858), eröffnet mit dem für den gesamten Personen-, Güter- und Telegrammverkehr eingerichteten Bahnhof Beurig-Saarburg. Die Stadt, die zur Schmückung von Burg, Kirche und Pfarrhaus 15 Taler aus öffentlichen Mitteln bewilligt hatte, sah der Eröffnungsfeier mit sehr gemischten Gefühlen entgegen, denn so sehr die Eröffnung der Bahnlinie auch im allgemeinen Interesse gewesen, so war doch auch sicher anzunehmen, dass Saarburg nicht nur durch das nunmehr viel leichter zu erreichende Trier geschäftlich eine erhebliche Einbuße erleiden werde, sondern es war ebenso sicher anzunehmen, dass die Schifffahrt auf der Saar, diese reiche Erwerbsquelle für zahlreiche Familien der Stadt, den Todesstoß erhalten und auf der vielbefahrenen Poststraße Trier-Saarburg-Merzig-Saarbrücken bald Gras wachsen werde. In der am 13. September stattgehabten Stadtratssitzung stimmen die unter Vorsitz des Bürgermeisters von Frankenberg anwesenden Mitglieder Kempff, Orth, Kiesgen, Grim, Hewer und Momper einstimmig dem seitens des Kreises zur Beratung gestellten Plane bei, Saarburg mit Beurig durch eine feste Brücke zu verbinden. Auch wird das Praecipuum (hier: Vorschuss) von 5.000 Talern zu dem Baue übernommen und die Aufbringung dieser Summe sowie die stufenweise Abtragung nach dem für den ganzen Kreis aufgestellten Tilgungsplane gutgeheißen. Gleichzeitig kann der Stadtrat diesen Augenblick nicht mit Stillschweigen übergehen, um dem Herrn Landrat Mersmann den wärmsten Dank für seine vielfachen Bestrebungen zu dem Zustandekommen des Brückenbauprojektes auszusprechen, von dem die Zukunft der ganzen Stadt abhängt, die ohne eine Verbindung mit der Eisenbahn einem allmählichen Untergange entgegengegangen wäre. 1861: Durch den strengen, Winter, Arbeitslosigkeit und Krankheiten ist ein Notstand unter der armen Bevölkerung entstanden, der die Armenverwaltung im Januar veranlasst hat, einen außerordentlichen Betrag von 200 Talern zwecks Unterstützung der Notleidenden mit Geld, Lebensmitteln und Heizungsmaterial zu bewilligen. |
1862: Im Januar lehnt der Stadtrat es ab, sich bei der Gründung einer deutschen F1otte durch Zeichnung eines jährlichen Beitrages zu beteiligen, weil der Bau der Brücke über die Saar die Kraft der Stadt derart in Anspruch nehme, dass alle andern auch noch so dringenden Bedürfnisse keine Berücksichtigung finden können. Am 27. November wurde die nach den Plänen des Wasserbaumeisters Wernekinck zwischen Saarburg und Beurig erbaute Brücke dem öffentlichen Verkehr übergeben. Bauleiter: Baumeister Max Sebaldt, Bauunternehmer: August Zschernitz. Vom frühen Morgen an verkündeten von der Burgruine herab Böllerschüsse der Stadt und Umgegend das freudige Ereignis. Im Laufe des Vormittags begab sich das Brückenbaukomitee mit dem Herrn Landrat Mersmann an der Spitze, nebst den Vertretern des Kreises und der Stadt nach dem Bahnhof Beurig zum Empfang der Ehrengäste, in erster Linie des Herrn Regierungspräsidenten Sebald aus Trier. Letzterer hielt sofort auf dem Bahnhofe an die zum Empfang erschienenen Herren, insbesondere an den Herrn Landrat Mersmann, eine höchst anerkennende Rede und heftete diesem als Dank der königlichen Staatsregierung für das hauptsächlich durch seine Tatkraft geschaffene Werk den Roten Adlerorden an die Brust. Nun ging es in feierlichem Zuge über die festlich geschmückte Brücke zur reich beflaggten Stadt, in der im vorhandenen großen Saale, bei Herrn F. Ad. Salm, das Mittagessen eingenommen wurde; gewürzt war dasselbe durch viele heitere und launige Toaste, und der flüssige Teil des Mahles, zu dem die Weinbergbesitzer von Saarburg und Umgegend ihre besten Nummern hergegeben, brachte es zuwege, dass selbst die trunkfestesten Mannen des Kreises und die Ehrengäste schließlich in gewaltiges Schwanken gerieten und am Abend trotz der durch die allgemeine Beleuchtung hervorgerufenen Helle mancher Zylinder und mancher Überzieher seinen Herrn nicht finden konnte. Die Brücke, die zu 90.000 Taler veranschlagt war, hat wesentlich mehr gekostet, die Staatskasse leistete eine Beihilfe von 15.000 Talern, während l00.000 Taler einschließlich der von der Stadt Saarburg als Praecipuum bewilligten 5.000 Taler seitens des Kreises als eine 5-prozentige Anleihe aufgenommen wurde, die vom Jahre 1864 ab mit wenigstens 11/6 Prozent unter Zurechnung der Zinsen von den getilgten Schuldverschreibungen in 35 Jahren zurückgezahlt werden soll. Die Mittel, welche die Verzinsung und. Tilgung der Anleihe erfordern, werden, abgesehen vom Ertrage des Brückengeldes, von den Gemeinden des Kreises aufgebracht und zwar nach dem Fuße der direkten Steuern, ausschließlich der Gewerbesteuer, und gleichzeitig nach Rayons, je nach der näheren oder entfernteren Lage der Gemeinden von der Brücke und des hierdurch bedingten Interesses am Flussübergange.“ Dr. J.B. Hecking, Beiträge zur Geschichte der Stadt Saarburg. I. Saarburger Chronik von 1848 – 1908, hrsg. von Seminardirektor Dr. Dahmen, Saarburg (1911 ?)
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Fragen zu den Texten:
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Bild aus: Jahrbuch des Kreises Trier-Saarburg 1987.-
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