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“Erinnerungsfeier
der 25-jährigen Wiederkehr der Kämpfe und glorreichen Siege des
Feldzuges 1870/71 sowie zum Gedächtnis der in letzterem ruhmvoll
gefallenen Kämpfer in Saarburg, Bez. Trier”
“Von
9 Uhr ab versammelten sich auf dem Fruchtmarkt die alten Streiter von
1848, 1864, 1866 und 1870/71 und die Krieger-Vereine des Saar- und
Moselbezirks, die zugleich ihr Verbandsfest begingen. Feierlicher
Gottesdienst in der katholischen und protestantischen Kirche vereinigte
sie zunächst in heißem Danke zum Allerhöchsten für die gnadenreiche
Beschirmung und Kräftigung des theuren Vaterlandes, im Dank auch für die
eigne Rettung aus harter Gefahr. Das Tedeum am Schlusse des Hochamts, aus
tausend Veteranen- und Soldatenkehlen, war ein großartiger, erhebender
Klang.
Nach beendigtem Gottesdienste ordneten sich Veteranen und Krieger-Vereine
wieder auf dem Fruchtmarkte. ... Die Musik des 135. Inf.-Rgt. spielte den
Choral “Nun danket alle Gott”, den die Festversammlung andächtig und
mit entblößtem Haupte anhörte. Nach dem Ausklingen des Chorals
kommandierte der Prem.-Lieutn. der Landwehr a.D. Adolph Reinart aus
Saarburg, Veteran von 1866 und 1870/71, “Stillgestanden!” und meldete
dem Königl. Landrath Pfeffer von Salomon, Prem.-Lieutn. der Landwehr, das
Antreten der Veteranen zum Appell. Landrat Pfeffer von Salomon, in
Paradeuniform, betrat darauf die mit Lorbeerbäumen und Tannen sowie mit
den Fahnen der Kriegervereine geschmückte Rednerbühne, und hielt mit
gezogenem Säbel die Festrede. ...
Dann formierten sich die Veteranen in drei Treffen zum Parademarsch. Der
Vorbeimarsch der einst schlachten- und sieggewohnten Männer zeigte recht,
wie tief unser ganzes Heerwesen im Herzen des Volkes Wurzel gefasst hat,
aus dem heraus es ja auch seine Nahrung und Kraft ziehen muss. Ja, Heer
und Volk sind nicht grundverschiedene, widerstreitende Elemente, wie uns
die falschen Propheten und gesinnungslosen Schreier in den großen
Städten glauben machen wollen. ... Stärker schlagen die Männerherzen an
die Rippen, wenn die ehemaligen Soldaten der Tage gedenken, als sie des
Königs Rock getragen, als sie mit Gott für König und Vaterland Gut,
Blut und Leben einsetzen durften. ... Ehre diesen Wackeren und denen, die
mit ihnen eines Geistes sind, ein Pfui aber dem vaterlandslosen –
glücklicherweise recht seltenen – Geschmeiß, das uns die Erinnerung an
unsere größte Zeit verekeln möchte und unter dem Titel einer
nebelhaften Internationalität die Geschäfte des Auslands, unserer
Feinde, zu besorgen sich abquält. Im schönen Kreis Saarburg ist dafür
kein Feld vorhanden. Das haben die Veteranen bewiesen. ...
Vom Parademarsch wurde unmittelbar zum Festzug durch die Stadt, die Musik
an der Spitze, übergegangen, der unter der Burg am städtischen Turnplatz
Halt machte und dort von Sanitätsrat Dr. Hecking, der ebenfalls die
Feldzüge 1866 und 1870/71 mitgemacht, begrüßt wurde ...
Danach begaben sich die Veteranen mit ihren Offizieren und den Festgästen
in geschlossenem Zuge ... zu dem ihnen vom Kreise Saarburg bereiteten
Festmahle im Saarburger Hof, die Kriegervereine zu ihrem Festessen in der
Villa Thinnes “Zur schönen Aussicht”. An wenig Orten unseres lieben
Vaterlandes mögen am 1. Sept. so viele Menschen zusammen getafelt haben
als in Saarburg, wo im großen Saal und angrenzenden Garten des Saarburger
Hofes weit über 800 Personen speisten. (Nach dem “Kaisertoast” durch
den Geheimen Regierungsrat Naumann aus Trier wurden verschiedene Reden
gehalten: Die Tischrede hielt Bürgermeister Hahn, es folgten die
Dankesrede der Veteranen durch den Veteran Rheinart, der Toast auf die
Armee durch den Kreisdeputierten Alff aus Taben, danach die Ansprache des
Veteranen Sauerwein aus Orscholz, der ein Ehrendenkmal zur Erinnerung an
die Gefallenen des Kreises forderte, und schließlich brachte der Landrat
einen Toast auf die deutschen Frauen aus.) ...
Dank der freundlichen Hilfe der Musikvereine Orscholz und Zerf entwickelte
sich auch in der Villa Thinnes eine fröhliche Stimmung, die sich gegen
halb fünf auf den Festplatz verpflanzte. Auf diesem schön geschmückten
Platz ... versammelte sich gegen 5 Uhr wieder alles, was feierte. ...
Namens des Saar- und Moselbezirks übergab Herr Bürgermeister Hahn den
beiden ältesten Krieger-Vereinen Saarburg und Orscholz, die durch ihre
Wirksamkeit und Organisation für die jüngeren Vorbild gewesen,
prachtvolle Fahnenbänder. ...
Damit war der offizielle Teil der Feier erledigt, um so ungebundener –
im besten Sinne des Wortes – machte sich die folgende Festesfreude Luft.
In gehobenster Stimmung flutete alles, wohl 4000 Personen, ohne
Unterschied von Rang und Alter durcheinander, alte Bekanntschaften wurden
aufgefrischt, neue angeknüpft, Erinnerungen ausgetauscht, Erlebnisse
erzählt. An einem Tänzchen fehlte es auf der Wiese selbstverständlich
ebenso wenig wie an den beliebten Musikkünstlerinnen auf Harfe, Gitarre
und Geige, und auch die liebe Jugend fand bei allerhand Volksbelustigungen
ihre Rechnung. Kein Misston wurde laut, ein Gedanke beseelte die
vielköpfige Menge, der, dass wir unentwegt ohne Hass und ohne Furcht das
festhalten wollen, was uns vor 25 Jahren des Himmels Huld zugedacht hat.
Nur schwer trennten sich, als die einbrechende Dunkelheit zum Aufbruch
mahnte, die auswärtigen Veteranen und sonstigen Gäste von der wirtlichen
Stätte. ... Im Städtchen selbst aber herrschte noch Stunden lang Freude
und Frohsinn und nach echt germanischem Brauch wurde bei Bier und Wein
noch manch scharfer Trunk getan.
Nur eine Stimme war überall: So ein erhebendes patriotisches Fest hatten
die Mauern Saarburgs noch nicht gesehen! Auf Wiedersehen in 25 Jahren so
Gott es will, oder, bescheidener, auf Wiedersehen bei der Einweihung des
Kriegerdenkmals in Saarburg. ...
Saarburg, im September 1895.
Pfeffer von Salomon, Kgl. Landrat.”
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Am
15. Mai 1898 wurde das geforderte “Kreis-Krieger-Denkmal” auf dem
Platz am alten Tunnel ebenfalls feierlich eingeweiht: Es war ein
viereckiger, sich nach oben verjüngender Obelisk, an den Seiten wurden
die Portraits von Kaiser Wilhelm I., Bismarcks, der Generäle Moltke und
Göben angebracht. Als weiteren Schmuck erhielt das Denkmal eine
Kaiserkrone, das Eiserne Kreuz sowie einen Adler über der Tafel mit den
Namen der Gefallenen des Krieges 1870/71 aus dem Kreis Saarburg, alles in
Bronze gegossen. Das Kreis-Krieger-Denkmal diente bis vor dem 2. Weltkrieg
als Ehrenmal, auch für die Gefallenen des Weltkrieges von 1914 – 1918.
Das nach dem 2. Weltkrieg beschädigte Denkmal wurde in den 50-er Jahren
entfernt, an seine Stelle trat 1959 das deutsch-französische
Freundschafts – Denkmal mit folgendem Text in französischer und
deutscher Sprache:
“Die Einheiten der Panzerkampfgruppe Nr. VII, die seit dem 1. Dezember
1951
hier in Garnison liegen, bringen den Einwohnern der Stadt Saarburg hiermit
ihre Zuneigung und Dankbarkeit für den beispielhaften Geist des
Verständnisses
zum Ausdruck, den sie stets in den deutsch-französischen Beziehungen
gezeigt haben.
9. August 1959"
Die
Stadt errichtete 1960 ein neues Ehrenmal für die Gefallenen auf dem
Burgberg.
Fragen
zum Text:
-
Woran
erinnert die “Sedanfeier” von 1895 in Saarburg ?
-
Stelle
das offizielle Festprogramm zusammen. Welche Personen und
Personengruppen nehmen daran teil ? Ordne sie nach zivilem,
militärischem und sozialem Rang. Was fällt dir dabei auf ?
-
An
dem Fest versammelten sich auch “die alten Streiter von 1848, 1864,
1866 und 1870/71”. An welchen historischen Ereignissen/Kriegen
hatten diese Veteranen teilgenommen? Was fällt dir dabei auf ?
-
Warum
hat man außer denen von 1870/71 auch die anderen eingeladen ?
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Untersuche
den Text auf die politische Einstellung des Verfassers: Worauf ist er
stolz, wen oder was bekämpft er ?
-
Versuche,
eine Festrede eines der Redner zu entwerfen: Wie muss sie aufgebaut
sein, wie ist ihre Grundstimmung ?
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Ein
Geschichts-/Sozialkunde – Projekt: Diskutiert folgenden Fall, als ob
ihr der Stadtrat von Saarburg wärt: Eine Bürgerinitiative hat
den Antrag gestellt, das alte Krieger – Denkmal wieder auf eigene
Kosten zu errichten. Lest dazu die folgenden Informationen, denkt an
die Entstehung und Geschichte des Denkmals und führt eine Debatte
durch, in der das Für und Gegen die Wiedererrichtung diskutiert und
anschließend durch Abstimmung entschieden werden muss !
Literaturnachweis:
Pfeffer von Salomon, Kgl. Landrat:
Erinnerungsfeier der 25-jährigen Wiederkehr der Kämpfe und
glorreichen Siege des Feldzuges 1870/71 sowie zum Gedächtnis der in
letzterem ruhmvoll gefallenen Kämpfer in Saarburg, Bez. Trier, Saarburg
1895 (Text wie Foto: Privatarchiv Heidt).- |