| 18.
Weingüter in Serrig teil 2 |
|
Text 2 Die Anfänge des Weinbaus in der Gemeinde Serrig, dargestellt nach Angaben in der Schulchronik des Ortes Vorbemerkungen: Am 13.11.1997 schreibt Hans-Peter Linz im Trierischen Volksfreund unter der Überschrift „Die Preußen und der Wein“ (Wochenend-Journal): Im 19. Jahrhundert war die Absatzlage im Weinbau an Saar und Mosel ungünstig. Viele Weinberge wurden in Eichenschälwälder umgewandelt, die größere Erträge abwarfen. 1892 kam es jedoch zu einem Umschwung. Die Weinernten fielen üppiger aus als in den Jahren zuvor, und die Einrichtung von Weinversteigerungen in Trier sorgte für die wachsende Nachfrage. Das Schälholz hingegen ließ sich nicht mehr so erfolgreich absetzen, da die Preise für die Eichenrinde seit der Einführung des tropischen Gerbemittels Quebrachoholz aus Südamerika sanken. Die frühesten Anfänge des Weinbaus in Serrig (nach Lehrer Rommelfangen) Der nach Süden geneigte Abhang des Waldes Kammerforst, am Serriger Bach vorbei, führt den Namen „Wingertsbach“. Obwohl der Name wohl auf eine frühere Bebauung dieses Berghanges mit Wein schließen läßt, so kann ich doch keine sicheren Angaben erhalten, ob dies wirklich der Fall war. Dagegen höre ich bestimmt von den Leuten, daß in dem Bergeshang an der Saar, genannt „Würzberg“, sich noch bis jetzt einzelne Weinstöcke erhalten haben, welcher Umstand wohl darauf schließen läßt, daß dieser Distrikt früher wenigsten teilweise zum Weinbau benutzt wurde. Wann dies gewesen und wann der Weinberg den Lohhecken hat weichen müssen, ist nicht bekannt. |
Das „Serriger Tal“ (links der Saar, jetzt im Besitz der Weingüter M. Wagner und B. Simon) Im Jahr 1828 wurde ein Teil der auf dem linken Saarufer gelegenen Lohhecken, genannt Serriger Tal, unter die Gemeindenutzungsberechtigte als Eigentum verteilt zwecks Anlage von Weinbergen. Bald entstanden dort Weinberge, deren Produkte sich durch Güte auszeichneten. Der „Serriger Tal“ Wein, den man besonders rein und gut in der Wirtschaft „Unterstes Saarhaus“ trank, hielt die Gäste besonders Schiffsleute und Halfen, manchmal recht lange zusammen. Solange der Boden im Serriger Tal aus eigener Kraft einen schönen Weinstock und guten Wein erzeugte, pflegte man auch die Weinberge. Als die Kraft des Bodens versagte und Düngung notwendig wurde, da wurde man immer lauer in der Pflege der Weinberge. Der Dünger wurde zu nötig in der Landwirtschaft gebraucht und der Verkehr mit dem Serriger Tal war zu schwierig (keine Brücke!), da man niedrigen Wasserstand abwarten mußte, um durch die Saar zu fahren. Andernfalls mußte man in Saarburg über die Brücke fahren. Dazu kamen die hohen Lohpreise und die häufigen Fehljahre im Weinbau, welche das Interesse der Serriger am Weinbau immer mehr erkalten ließen. Die Weinberge im Serriger Tal verfielen immer mehr. Im Jahre 1893 war nur mehr die Hälfte der Weinberge in sehr mangelhaftem Zustand, die andere Hälfte zeigte zum Teil wieder üppige Lohhecken und zum Teil kahle Triesche. Das Jahr 1897 brachte wieder eine Umgestaltung. Bei der allgemeinen Hebung des Weinbaus in dieser Zeit wurden auch Weinbergsbesitzer und solche, die es werden wollten, aufmerksam aufs Serriger Tal. Diese kauften mehrere Parzellen zusammen und nun begann der Um- bzw. Neuanbau der Weinberge. Neue Besitzer im Serriger Tal sind die Herren: Düro/Saarhausen, Cloeren (?)/Beurig, Steinbach/Reil und Knepper/Remich. Nur wenige der früheren Besitzer haben dort ihr Eigentum behalten. Es sind Pfarrwittum, Hauser-Schmitt, Hauser-Konz, Hauser-Wallerich und Weber. Auch diese haben ihre Weinberge jetzt größtenteils umgebaut und bald wird „Serriger Tal“ wieder eine schöne Weinlage sein und ihren kostbaren Tropfen spenden. |
|
Saarstein / Schloß Saarstein (heute Weingut Dieter Ebert) Die zweite bestehende Weinlage auf dem Banne Serrigs ist der „Saarstein“, im Abhang des Kammerforstes in der Nähe der Saar. Dieser Weinberg, vor seiner Anlage „Primmenberg“ genannt, wurde im Jahr 1828 angelegt durch Oberförster Ebenteuer, Saarburg, und gehörte bis 1876 dem Rentner Hansen in Trier- St. Barbara. Auch diese Lage lieferte einen feinen Wein (Kaufpreis 3600 Taler). Auf der Höhe des Saarsteins erbaute Herr Hansen eine Kelterei nebst Wohnhaus. Am 24. November 1900 läßt die Gehöferschaft Serrig die Parzellen „Heidknipp“ und „Kermet“, welche sich beide zum Teil für Weinbergsanlagen eignen, versteigern. Besitzer der Parzelle „Heidknipp“ vor dem Kammerforst wird der Kaufmann Michel Hansen aus Trier, der auch nach dem Ableben seines Vaters den Saarstein erworben hat zum Preise von 5465 Mark (pro qm 0,10 Mark). Kermet geht in mehrere Lose über. Herr Hansen baut die begonnene Villa auf dem Saarstein fertig (1905). |
Staatsdomäne (heute Privatbesitz) Am 1. März 1903 trafen in der Domäne „Schießberg“ 15 Strafgefangene aus der Strafanstalt Wittlich ein, um Baracken zu erbauen zur Aufnahme anderer Strafgefangener, welche als Arbeiter in die Domänen versandt werden sollen. Mitte April wurde in dieser Domäne der erste Weinstock gepflanzt. Man hat in diesem Frühjahr nur noch ein kleines Stück gepflanzt. Die Arbeiter beschäftigten sich neben dem Rigolen hauptsächlich mit der Wasserleitung, die sowohl Baracken wie auch Keltergebäude mit Wasser versorgen sollen. Verwalter Klein leitet die Arbeiten. Beim Eingang der Domäne „Schießberg“ entsteht eine schmucke Verwalterwohnung. In der Domäne „Schießberg“ wurden einzelne Teile des ertragsfähigen Weinberges an Arbeiterfamilien zur Bearbeitung überwiesen. Jeder Teil hat ca 5000 Stöcke. Die Arbeiter erhalten für jede Arbeit pro Stock einen Pfennig. Außerdem ist jeder Familie im Kammerforst ein Stück Land von ca 60 ar gegen mäßige Pacht überwiesen worden. So will man seßhafte Arbeiter für die Domäne gewinnen. |
|
Würzberg (heute Weingut Bert Simon) Am 20. August 1897 versteigerte die hiesige Gehöferschaft ihre Lohhecken, Distrikt Würzberg, in einzelnen Losen. Der ganze Würzberg, enthaltend 150 Morgen, wurde angesteigert von der Witwe E. Puricelli in Trier, welche denn auch im Winter 1897/98 mit der Anlage eines Weinbergs begann. Der ganze Komplex ist angesteigert zum Preise von 147 000 Mark. Die Witwe Puricelli pflanzte eigenhändig am 13. März 1898 den ersten Stock in der Neuanlage. 1903: Auch im Würzberg arbeitet man rüstig weiter. In diesem Jahr wurde am Eingang in den Berg ein prachtvolles, schloßähnliches Keltereigebäude nebst Verwalterwohnung errichtet. Der Bau ist jedoch noch nicht vollendet. Am 5. April 1904 wurde der Neubau des Freiherrn von Schorlemer im Würzberg eingeweiht. Nach einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche, dem die freiherrliche Familie beiwohnte, begaben sich die Festteilnehmer zu dem Neubau. Es waren anwesend außer der Familie von Schorlemer, der Freiherr von Fürstenberg, Bräutigam der ältesten Tochter von Schorlemer, Herr Edmund von Boch nebst Familie, Herr Landrat Dr. Brückmann, Herr Bürgermeister Kirsten, Baumeister Flacke, Herr Pastor Honnef und Lehrer Rommelfangen. Nach einer Ansprache vollzog Herr Pastor Honnef die kirchliche Weihe, dann folgte eine Begehung der Weinbergsanlagen und darauf ein Frühstück, bei welchem Freiherr von Schorlemer, der Landrat Dr. Brückmann und Pastor Honnef Ansprachen hielten. Sämtliche Arbeiter des Würzberges wurden am Nachmittag bei Herrn Gastwirt Bohr mit Würstchen und Bier bewirtet, bei welcher Gelegenheit Lehrer Rommelfangen mit besonderem Auftrag des Barons von Schorlemer eine Ansprache an die Arbeiter hielt, sie zur Treue und Dankbarkeit gegen ihren Arbeitgeber ermahnend, mit einem Hoch auf den Arbeitgeber schließend. Die Preise für das zur Anlage von Weinbergen geeignete Land sind in den letzten Jahren sehr gestiegen. Während man in den 70er Jahren bei Landversteigerungen zu Serrig auf Parzellen im Serriger Tal kein Angebot erhielt und dieselben dem Ansteigerer einer anderen Parzelle mit in den Kauf gab, zahlte man dort in den letzten Jahren pro Rute eine Mark, drei Mark, fünf Mark bis neun Mark, jetzt , 1898, sogar 12 Mark. Die Anteile an der Gehöferschaft, genannt Rute und „Armbruchteile“, waren zur Zeit der hohen Lohpreise recht teuer, dann aber billiger. Anfang 1890 kostete die Rute (= 72. Teil des Gehöferschaftlandes) 480 Mark. Bei der Versteigerung des Würzberges erhielt der Besitzer einer Rute ca 2000 Mark und behielt seinen Anteil am übrigen Gehöferschaftsland auch noch. Manche andere Lage hat der Bann Serrig noch aufzuweisen, die sich auch für Weinbau eignet und wohl mit der Zeit auch demselben erschlossen wird, besonders das rechte Ufer des Baches bis .... Zwar sind durch den Weinbau die Serriger noch keineswegs Winzer geworden, die ihr Eigentum anbauen, vielmehr arbeiten die meisten als Tagelöhner in den Anlagen der Herrschaften. Der Verdienst eines Weinbergsarbeiters beträgt zur Zeit für Männer im Winter 1,50 Mark, im Sommer 2,50 Mark und für Frauen 1 Mark und 1,50 Mark (Jahr 1898). |
Weingutsbesitzer in Serrig 1909 : Freiherr von Schorlemer, Notar Knepper, Kaufmann Hansen, Witwe Weiß. Notar Knepper, Remich, baute auf seiner Parzelle im Serriger Tal (heute König Johann Berg) eine Kellerei mit Verwalterwohnung. Weingut Stöcker ( heute Weingut Matthias Wagner) Ein Distrikt im „Hirzberg“, 12 ha groß, geeignet zur Weinbergsanlage wurde am 11.12.1911 versteigert. Ansteigerer ist Herr Andrae aus Sehnheim. Preis pro qm 45 Pfennig. 1913: Am Hirzberg finden die ersten Anpflanzungen statt. Sektkellerei Schloß Saarfels (heute Privatbesitz) Am 5. Mai 1911 fand die Versteigerung der „Wingertsheck“ statt. Ansteigerer ist Schaumweinfabrikant Wagner aus Beurig (heute Stadtteil von Saarburg, rechts der Saar). Er bezahlt für den qm 0,80 DM. Die ersteigerten Parzellen machen etwa 85000 DM aus. Die Wingertsheck wird nun in einen Weinberg umgewandelt. Die Arbeit des Riolens wurde sofort mit 100 Arbeitern aufgenommen. Herr Wagner kaufte im Lauf des Sommers einen Streifen Land aus Privatbesitz vom Bahnhof Serrig bis zu seinem neuen Besitz, um eine Straße und eine Spurbahn für elektrischen Betrieb anzulegen. Der Preis pro Rute betrug 20 DM. Nachdem der Kreis Saarburg und die Gemeinden des Kreises mit dem Elektrizitätswerk der Stadt Trier einen Vertrag über die Lieferung elektrischer Energie abgeschlossen haben, ist das Elektrizitätswerk beschäftigt, auch in unserem Dorf eine Stromleitung anzulegen. Am 10.04 1912 wurde durch Weingutsbesitzer Wagner, Saarburg, in der „Wingertsheck“ der erste Stock gepflanzt. Abends wurden sämtliche Arbeiter bewirtet. Trauben wurden zu 5 Pfennig pro Pfund und Most zu 300 - 350 DM das Fuder verkauft. Der Bau des Schlosses Saarfels geht der Vollendung entgegen. 1924: Weingutsbesitzer Wagner wird Bürger von Serrig. [1] 1931: Der Besitzer des hiesigen Weingutes Schloß Saarfels geriet in Zahlungsschwierigkeiten infolge eines im Jahre 1924 aufgenommenen Darlehens und konnte es nicht verhindern, daß sein Besitztum im Wege der öffentlichen Versteigerung an die „Bank für Saar und Rheinland“ in Saarbrücken überging. Wagner verließ Serrig. Die Gemeinde verlor mit ihm einen Mann, der sich um den Weinbau an der Saar große Verdienste erworben hat. |
In welchen Zeiten haben wir Weinkonjunktur, wann Baisse, warum?
Lohhecke-Weinbergsarbeiter-Stromleitungen- „Flaschenbarone“-Treue und Dankbarkeit-Domäne. Formuliere mit Hilfe der einzelnen Begriffe zutreffende Sätze!
Wie ist die Situation der Kulturlandschaft Weinberge heute?
[1] Wagner machte in dieser Zeit nationalistische Weinwerbung „Original Wagners Saar-Riesling „Schwarz-weiß-rot Edelbeerlese“, in: Illustrierter Führer durch Saarburg und Umgebung, Saarburg (1925). Antifranzösische Ressentiments zeigen eine Anzeige für „Wagners Saar-Riesling“, die eine Sektflasche gleich einer Festung auf den Höhen über dem Fluss darstellt. „Mit großer, ausladender Geste hält dort oben das Sinnbild eines germanischen Kriegers Wacht. Mit Helm, Schild und Schwert und bekleidet mit einem Fell, schaut er wehrhaft und entschlossen auf das gegenüberliegende Flussufer: „Deutsche trinken deutschen Wein!“ steht über der Flusslandschaft geschrieben.“, aus: Rainer Gries, Das Champagner-Scharmützel, in: DAMALS 2/2002, hrsg. von der Deutschen Verlags-Anstalt, Stuttgart 2002, S. 62