24. KRIEGSENDE AM WESTWALL
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Kriegsgeschehen 1945: Der folgende Text bereitete bei der Einarbeitung in diese Unterrichtssammlung einige Probleme. Weder ist ein Autor bekannt, noch die angegebene Entstehungszeit überprüfbar. Inwieweit der Text eine historische Quelle oder eine literarische Fiktion beinhaltet, bleibt deshalb offen. Tatsache ist, dass es in dem im Text angegebenen geographischem Raum und Zeitrahmen zu sehr schweren Kämpfen kam, die auch durch andere Quellen belegt werden. Das erste Bild zeigt das durch Luftangriffe zerstörte Saarburg, das zweite Bild zeigt den Abtransport deutscher Kriegs-gefangener durch die US-Army in Serrig. (Bilder aus: Laurence G. Byrnes (Hg.), History of the 94th Infantry Division In World War II, Nashville1948, ND 1982, S. 292 u. 310.-)
Heute
vor 10 Jahren: |
Während der ganzen Nacht blitzte das Mündungsfeuer der feindlichen Batterien in unterbrochener Folge am Horizont auf. Krachend bersten 570 Schuss in der Zeit bis 3.00 Uhr früh. Dagegen feuert die eigene Batterie neun Schuss auf Nennig. In den Morgenstunden geht ein Feuerüberfall schwerer Kaliber im Raum südlich Beuren nieder. Bis 11.00 Uhr sind es ca. 700 Schuss und 200 Schuss Nebelgranaten. Um 13.00 Uhr beträgt die Zahl 100 Schuss und um 13.30 Uhr 1150 Schuss leichter und schwerer Kaliber auf Raum Beuren und Rommelfangen, 350 Schuss Nebel südlich Beuren und 200 Kreuzweiler. Ein feindlicher Artillerie-Flieger über dem Raum Sinz-Nennig beobachtet und leitet das Feuer. Das Wetter ist. Bedeckt, teilweise gute Sicht, der Boden aufgeweicht. Alle rechnen damit, dass der Ami nach dieser Feuervorbereitung angreift. Nur er selbst scheint am Erfolg zu zweifeln. Ihm genügt es nicht, dass die zunehmende Stellung durch die Artillerie sturmreif geschossen wird. Bevor er angreift, muss die Stellung nicht nur reif, sondern so zerhämmert und zerschlagen sein, dass sie als überreife Frucht ohne besondere persönliche Entbehrungen und Strapazen zu nehmen ist.
Nach 12 Stunden Schuss Störungsfeuer auf Borg durch die eigene Batterie wird es allmählich wieder still im Frontabschnitt nachdem seit den Morgenstunden dauerndes Artilleriefeuer auf dem Raum südlich Beuren, d.h. im Dreieck Beuren‑Kreuzweiler‑Sinz lag. Aber der Ami greift nicht an. Er hat es nicht notwendig, Stundenlang hämmert er mit den Granaten aller Kaliber auf den kleinen Frontabschnitt, wühlt die Erde acht‑, zehn‑, zwölfmal um und um. Legt Granattrichter an Granattrichter. Nach menschlichem Ermessen kann hier kein Lebewesen mehr existieren. Und doch! Einige wenige überleben es im schlammigen, knietief mit schmutzig-gelbem Wasser angefüllten Granattrichter liegen sie, eng an die Erde gepresst. MG oder Karabiner unter sich. Rechts und links vor und hinter ihnen bersten mit grellen Blitze und satanischem Krachen Granaten in pausenloser Folge. Fauchend zischen armlange Splitter über die schwache Infanteriestellung und schlagen fluppend in das weiche aufgewühlte Erdreich. Zippernd ziehen die Infanteriegeschosse durch die Luft, übertönt durch das Miauen der Querschläger. Hier schreit einer jäh auf, um dafür zu verstummen.. Verzweifelt ruft ein anderer ununterbrochen nach dem Sanitäter und hält den zerschossenen Armstumpf von sich, aus dem schwammigrot das Blut quillt. Niemand ist da, der helfen könnte. Langsam geht sein Ruf in ein Stöhnen über....
Quellenangabe: Verfasser unbekannt, Herkunft: Privatarchiv Brittnacher.
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Aufgaben zum Text: 1. Beschreibe das Kriegsgeschehen! 2.
Ordne die Darstellung in den Kontext des damaligen Kriegsverlaufes
ein. 3. Untersuche die Sprache des Textes! Wird sie dem tatsächlichen Kriegsgeschehen gerecht? 4. Löst der Text bei Dir Betroffenheit aus? Begründe! 5. Welche Kriegswirklichkeit wird in den Bildern sichtbar? |