19. Der 1. Weltkrieg im Spiegel der Schulchronik der Anna Buch
Teil 2
Text 3: Unsere
Schule im Zeichen des Krieges..
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Doch nicht nur auf den äußeren Gang der Schulverhältnisse sollte der Krieg Einfluß haben, sondern vor allem suchte man auch in der Schule in den Kindern Verständnis für die große Zeit wachzurufen und sie zu befähigen, die welterschütternden Ereignisse auf die rechte Weise zu erleben. (11.5.1916 ges. Winnikes) Um den Schulkindern den Jubel des deutschen Volkes bei den großen Siegen und Erfolgen unserer tapferen Truppen zum Verständnis zu bringen und ihnen diese Freudentage fest im Gedächtnis einzuprägen, fiel am 16. Februar 1915, dem Tag der Befreiung Ostpreußens von den Russen durch Feldmarschall von Hindenburg am 3. Juni 1915 [...] der Schulunterricht aus, nachdem die Kinder auf die Bedeutung dieser Siege aufmerksam gemacht worden waren. Am 21. Okt. 1915 wurde der Gedenktag der 500jährigen Herrschertätigkeit des Hohenzollernhauses in würdiger Weise von den vereinten Knaben- und Mädchenschulen durch Vortrag von Liedern und Gedichten begangen. Auf ähnliche Weise wurde der Sedanstag am 2. September 1915 gefeiert.
Die wichtigsten täglichen Vorkommnisse wurden den Kindern mitgeteilt, anhand von Karten die Kriegsschauplätze erklärt und wichtige, blutig umkämpfte Orte und Flüsse gezeigt. Manchmal wurden auch Abschnitte aus der Zeitung, die von Wert waren, vorgelesen. Der ganze Unterricht wurde zeitgemäß gestaltet. Wie die Augen der Kinder leuchteten, wenn sie von den ruhmreichen Taten unserer Helden da draußen hörten! Welche Begeisterung erfüllte sie für unseren Nationalhelden Feldmarschall von Hindenburg! Ihre Brüder, ihre Verwandten gehörten ja auch zu der tapferen Schar, sie kämpften mit gegen eine Welt von Feinden für König und Vaterland. Sie waren stolz auf sie. Und welches Hochgefühl schwellte ihre Brust bei dem Gedanken, dass sie selbst zu diesem Heldenvolk gehörten, Deutsche waren! „Deutschland, Deutschland über alles" und „O Deutschland hoch in Ehren" sangen sie mit heiliger Begeisterung und stolzer Überzeugung und das, was sie in der Schule gehört und mit ganzer Aufmerksamkeit in ihr begeisterungsfähiges junges Herz aufgenommen hatten, erzählten sie daheim den Eltern und Geschwistern. Wer kann sagen, ob die Schule nicht indirekt durch hoffnungsfreudigen Kindermund auf Mutlose und Niedergebeugte Einfluß hatte!
Während so viele Väter und besonders Brüder unserer Schuljugend draußen im heftigen Kampfe mit den zahlreichen Feinden standen, und der fast täglich von der Westfront dumpf herüber rollende Donner der Geschütze und von den erbitterten Kämpfen Kunde gab, wollten auch die Schulkinder an der großen Zeit tätigen Anteil nehmen. Schillers Worte: „Ein großes Muster weckt Nacheiferung und gibt dem Urteil höhere Gesetze", bewahrheitete sich auch hier. Die Leitziele vom stillen Heldentum in und hinter der Front deutscher Opferfreudigkeit und Nächstenliebe, die aus dem düsteren Kriegselende hervorleuchteten, wirkten tief auf das empfängliche Kindergemüt und regten sie an, jenen gleich zu tun, und ihre schwachen Kräfte dem Vaterland zu leihen, um Not und Elend zu lindern. Eine Gelegenheit den guten Willen in die Tat umzusetzen, bot sich bald. Der rauhe Herbst machte sich fühlbar, und der Ruf nach Wollsachen für die Tapferen im Felde wurde laut. Jetzt entfaltete sich eine rege Tätigkeit in der Mädchenschule, munter klapperten die Nadeln, und die größeren Mädchen wetteiferten möglichst viele Socken, Ohrenklappen und Handschuhe für die Soldaten herzustellen. [...]
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Text 4
Die Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Kaisers fiel im Jahre 1916 wegen Krankheit des hochwürdigen Herrn Pastors Ohlig und der Lehrerin Buch aus. [...]
Um bei der Frühjahrsbestellung helfen zu können, wurden Schulkinder [...] schon am 1. März entlassen. Die Beurlaubung der Schuljugend zu landwirtschaftlichen Hilfeleistungen nahm im Jahr 1916 noch einen größeren Umfang als im vorhergegangenen Jahre an, da noch weitere wehrfähige Männer und Jünglinge zum Militärdienst einberufen und so der Landwirtschaft entzogen wurden. Um der ländlichen Bevölkerung in dieser schweren Zeit möglichst entgegenzukommen und ihr die Kräfte, die sie dem Vaterlande zur Verfügung gestellt hatte, in etwa zu ersetzen, wurde am 1. Mai bis zu den Herbstferien und weiter vom Oktober bis zum November für Ober- und Mittelstufe Halbtagsunterricht eingeführt. Außerdem wurde den größeren Schulkindern in dieser Zeit auch viel Einzelurlaub gewährt. [...]
Wie im ersten Kriegsjahr so leisteten die Schulkinder auch im Jahre 1916 ihrem teuren Vaterlande mancherlei Dienste. Große Bereitwilligkeit, die armen Waisen der im Kriege Gefallenen vor Not zu schützen, zeigten die Schulkinder dadurch, dass sich 73 Kinder am Kleben der Marken zum Besten der Kriegswaisen beteiligten. [...] Da sich infolge der Abschließung Deutschlands vom Außenhandel der Mangel von Fett und Öl empfindlich bemerkbar machte, erging von der Regierung die Aufforderung an die Schulen Buchecker, die ein feines Speiseöl liefern, zu sammeln. An sechs Schulhalbtagen rafften die Schulkinder Tabens in einem 1 Stunde entfernt liegenden Walde 1 Zentner Buchecker. [...]
1917 In der bitteren, lang andauernden Kälte, die in den ersten Monaten des Jahres herrschte und ein starkes Heizen der Schulräume erforderte, schrumpften die Kohlenvorräte der Schule, die wegen der Transportschwierigkeiten schwer zu ersetzen waren, schnell zusammen. Manchen Schulen mangelte es an Brand. Darum ordnete die Kgl. Regierung allgemein für den Regierungsbezirk Trier Kohlenferien an, die vom 12. Februar bis zum 12. März dauerten. [...]
Die Schule in Kriegszeiten. Welche Einschränkungen müssen erduldet werden, welche Aufgaben übernimmt sie?