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22. Saarburg
1933
Teil 3 |
Der folgende Bericht aus dem Kreisblatt zeigt, wie nach der Machtergreifung auch sehr deutlich innerhalb von Schule und Lehrerschaft Veränderungen vollzogen werden. Nicht erwähnt wird im Bericht ein Punkt 4, von dem es in der Einladung lapidar hieß: "Neuordnung der A.G. Bücherei. Alle ausgeliehenen Bücher und Schriften sind zur A.G. mitzubringen. Nach Prüfung der Bücherbestände erfolgt neue Ausleihe." (Saarburger Kreisblatt 11.07.1933) Es ist anzunehmen, dass es tatsächlich um die "Säuberung" von "undeutscher Literatur" ging.
Am 19. Juli versammelte sich die Lehrerschaft des Kreises in Saarburg zu einer Konferenz. Es nahmen an ihr 150 Lehrer und Lehrerinnen teil. Im ersten Teil der Verhandlungen wurden Tagesfragen besprochen: Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, das Versailler Diktat in der Schule, die Auswertung der Wallfahrt zum Heiligen Rock nach Trier im Unterricht.
Der zweite Teil führte mitten hinein in die nationale Bewegung der Gegenwart. Schulrat Krohmann behandelte die Aufgabe: "Die Totalität des neuen Reiches und die Volksschule. Die Zeitereignisse haben uns aufgerüttelt. (...)
Der vaterländische Gedanke ist mit Allgewalt in den Alltag getreten. Wie durch ein Wunder ist ein einiges Deutschland entstanden. Mit eisenfestem Wollen wird ganze Arbeit gemacht, um die Grundsätze der heutigen Staatspolitik durchzuführen. Die Zeit ist groß, nehmen wird die Stunde wahr. Mit diesen einleitenden Sätzen begann der Redner seine Ausführungen. Er zeigte dann im Weiteren die Zielsetzung für Erziehung und Unterricht: Die Zeit lehrt, den Sinn des Kindes auf das Große zu richten. Wir müssen die vaterländischen Ideale bewusster und betonter in der Schule lebendig werden lassen. Wir müssen treue Hüter der neuen Ideale werden, damit das kommende Geschlecht für das staatsbürgerliche und politische Leben erzogen wird. Ohne Gesetz, Gehorsam, Sitte, Zucht und Ehrfurcht gibt es keine starken Männer und keinen starken Staat. Das Grundgefüge erhält - der Gehorsam; das Glück baut auf - die Arbeit! Um die hohen Ziele zu erreichen, muss dann der Lehrer seine ganze Kraft einsetzen. Für ihn darf es nicht nur Dienststunden geben, sondern ein Dienstleben. Totalität der Begeisterung aber auch Totalität der Pflichttreue, der Tatkraft und Leistung. Führer muss er sein! Führer sein, heißt Vorbild sein. Das dritte ist dann, Totalität darin zu suchen, dass die Unterrichtsarbeit alle hohen nationalen Werte berücksichtigt. Wir brauchen ein kerngesundes Geschlecht, also rechte Leibesübungen; die Geländeübungen dürfen nicht fehlen. Wir brauchen nationale Zuverlässigkeit. Sie zu wecken, dient die rechte Pflege der Muttersprache, rechter Geschichtsunterricht, gründliche Heimatkunde, Ausbau unserer Landschaftsschule, Volkskunde. Deutsche Sitte, deutsches Schaffen, deutsche Tugenden werden für den Gesamtunterricht bedeutsame Aufgaben liefern. Der Unterricht verlangt sichere Beherrschung des Bildungsstoffes. Aber von der verwirrenden Fülle des Stoffes ist wieder der Blick auf das Wesentliche zu richten; von der Methodenbegeisterung müssen wir zur Sachbegeisterung kommen; und von der geschraubten Wissenschaftlichkeit, die sich überall breit macht, zur Wertschätzung des Einfachen und Natürlichen.”
Der Vortrag klang aus in das Gelöbnis an das Vaterland "Treue Liebe bis zum Grabe schwör ich dir mit Herz und Hand", und einem dreifachen Sieg Heil auf die beiden großen Führer des neuen Deutschlands.
Die Klänge des Deutschlandliedes leiteten zum dritten Teil über: Zunächst erlebten die Teilnehmer im Lichtbild den Tag der Arbeit am 1. Mai in Saarburg. Als unter Musikbegleitung das letzte Bild erschien, wie alle Arme im deutschen Gruß den Arm erhoben, stimmten die Anwesenden spontan mit in das Horst-Wessel-Lied ein. Die weihevolle Stimmung noch zu steigern, war die Aufgabe der abschließenden Filmvorführungen. Unser Schulschmalfilmgerät brachte unsere Eigenfilme: Potsdam grüßt das neue Deutschland, ehre die Arbeit und achte den Arbeiter und den Tag der nationalen Arbeit in Berlin. Die Vorführungen fanden großen Beifall. ( aus: Saarburger Kreisblatt 24.07.1933 )
Aufgaben:
Lit.: Otmar Nieß, Alltag im Nationalsozialismus, München 1997 (http://www.park-koerner.de)